Motzis Geschichte


Es ist Dienstag morgen der 24.März 2015
Ich bin auf dem Weg zur täglichen Nistkastenkontrolle und Fütterung meiner kleinen Flauschis.
Siri und Fred haben gerade ein wunderschönes Gelege mit ganz tollen Rainbows und die ältesten der Küken sind kurz vor dem Ausfliegen.
Als ich ins Gartenhaus komme, sehe ich schon zwei der Küken außerhalb des Nistkastens rumlaufen. Ungewöhnlich, denke ich, denn die Kleinen haben es eiliger als ich dachte.
Doch dann sehe ich Siri mit blutverschmiertem Schnabel. Ich ahne Schreckliches.
Ein Blick in den Nistkasten bestätigt meinen Verdacht. Siri hatte ihre Küken attackiert. Sechs der sieben Kleinen waren unverletzt, doch das drittjüngste schien dem Tod näher zu sein als dem Leben. Der Kopf war eine einzige, blutende Wunde.
Mit zitternden Händen nehme ich das Kleine aus dem Kasten und versorge die Wunde mit Jod.

Ob das Kleine eine Chance hatte, weiss ich nicht.
Handaufzuchtsfutter habe ich immer im Haus, aber dieses traumatisierte Küken stellt mich vor eine richtige Herausforderung.
Jede Fütterung ist eine Quälerei. Das Kleine schreit und strampelt aus Leibeskräften und ich bin jedes Mal schweißgebadet.
Nach dem Füttern schläft Motzi jedes Mal vollkommen erschöpft in meiner Hand ein.

Am zweiten Tag schwillt das eine Auge etwas zu und ich hoffe, dass sich die Wunde nun nicht doch noch entzündet. Vorsorglich bekommt Motzi mit dem Aufzuchtfutter, Propolis und BeneBac.

Das Kleine wohnt nun in einer kleinen Plastikbox an der warmen Heizung im Wohnzimmer. Hirse, Futter und Wasser stehen ihr immer zur Verfügung, doch die meiste Zeit ist es am schlafen. Ich wage noch nicht zu hoffen……

Meine drei Küchenwellis - Sunshine, Robitschko und Cookie - besuchen die Kleine jeden Tag auf dem Schreibtisch, betrachten sie jedoch, wie ein schreckliches Monster und fliegen weg, sobald sie auch nur einen Ton von sich gibt. Ich sage sie…….denn ich denke, Motzi ist eine kleine Henne.

Langsam kommt etwas mehr Leben in den Winzling. Das Füttern bleibt nach wie vor ein Drama, aber sie fängt an sich zu putzen und frisst auch jeden Tag mehr Kolbenhirse und Eifutter. Die ersten Flugübungen in der Box werden gemacht und das Stimmchen geübt.

Wenn ich nun hier nach einer Woche am PC sitze, rennt sie auf dem Schreibtisch rum . Es ist schön sie so munter zu sehen. Ich wünsche mir so sehr, dass sie ein entspanntes und erfülltes Leben haben wird.
Die anderen drei gewöhnen sich langsam, an das entstellte Küken. Gemeinsam klettern sie schon am Spielgerüst herum. Wie schön!

Der Kopf juckt jetzt ganz fürchterlich und man sieht an einigen Stellen, an denen der Schorf abfällt, dass kleine Federchen spriessen wollen. Heute am Mittwoch den 01.04.2015, ist sie das erste Mal einen Meter weit geflogen.
Motzi kämpft sich tatsächlich zurück in ein normales Wellileben.